Leonhard Bartussek wurde in einem kleinen Dorf in Österreich, in eine musikalische Großfamilie geboren. Es hat ihn sehr früh, mit fünfzehn Jahren, hinausgezogen in die weite Welt - um seine menschlichen, gesellschaftlichen Perspektiven und seinen musikalischen Horizont beständig zu erweitern.
Diesen großen Erfahrungsschatz gesammelt haben zu dürfen, betrachtet er als großes Geschenk, verlangte dem Künstler gleichzeitig eine große Risikobereitschaft und einen langen Atem ab. Er hat eine Vielzahl an musikalischen Erfahrungen gesammelt, eingebettet in extrem unterschiedlichen gesellschaftlichen, wie strukturell organisatorischen Kontexten: Vom Leben und Arbeiten in einer Art Tango- Punk Kooperative in Buenos Aires (2006 bis 2008), zum Tour-Leben als Barockcellist in führenden europäischen Barock-Ensembles, zum Erwerb eines Masters Degree an der renommierten Juilliard School in New York City (2010 bis 2012) bis hin zum solitären, konzentrierten, kompositorischen und künstlerischen Arbeiten in seinem Düsseldorfer Atelier.
Neben dem Erleben einer Vielzahl unterschiedlicher Kunstformen und kulturellen Herangehensweisen auf unterschiedlichen Kontinenten, hat ihn vor allem das Erleben geprägt, immer Teil eines größeren Ganzen zu sein. Der Rahmen und die hierarchische oder fallweise horizontale Struktur von Zusammenarbeit hat nach seiner Erfahrung einen enorm starken Einfluss auf den Grad des Gelingens sich individuell und kollektiv zu entfalten. Aus diesen Erfahrungen insgesamt entwickelt er seine heutigen Bestrebungen sein Tun und seine Projekte radikal demokratisch und kollektiv aufzustellen, um ein möglichst hohes Maß an Identifikation und intrinsischer Motivation aller Einzelmusikerinnen und aller Beteiligten (das Publikum eingeschlossen) zu entfalten. Schlüssel dafür ist die Quadratur des Kreises, nämlich der Versuch eine organisch durchlässige Hierarchie zu ermöglichen, dort wo sie aus künstlerischer Sicht angezeigt scheint und gleichzeitig die ökonomische Macht, die normalerweise damit einhergeht an der Spitze einer solchen Hierarchie zu stehen, von dieser radikal zu entkoppeln und einer kollektiven Bewertung zu unterziehen; mindestens die ökonomische Verteilungsfrage wird radikal demokratisch gelöst und dient als Korrektiv für möglichen Machtmissbrauch. Schauen wir in die Geschichte der Menschheit ist die Lösung der Machtfrage (die Kernidee von Demokratie überhaupt) die dringlichste Aufgabe, um unsere globalen Probleme zu lösen.
Leonhard Bartussek arbeitet an einem kollektiven Buchprojekt, das sich genau dieser Thematik annimmt.
Des Weiteren ist zu erwähnen, dass Leonhard Bartussek auch an der Schnittstelle zur Bildenden Kunst tätig ist. Er entwickelt mit dem iPad überarbeitete Fotos, Videos, Licht-, Objekt- und Klanginstallationen, die sich fallweise mit seiner Musik zu immersiven Performances verschmelzen und/oder als autonome Kunstwerke für sich stehen.